Es sollte nicht sein. Österreichs U17-Fußball-Nationalmannschaft verlor das Finale der Weltmeisterschaft in Katar gegen Portugal knapp mit 0:1 und musste sich mit dem Vizeweltmeister-Titel begnügen.
Ein neues Dreamteam
Doch diese Niederlage kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der heimische Nachwuchs bei der Weltmeisterschaft groß aufgetrumpft und ein Versprechen für die Zukunft abgegeben hat. Nach der erfolgreichen Qualifikation des A‑Teams begeisterte die U17 mit ihren Siegen in Katar und rückte das Thema Fußball neuerlich in den Mittelpunkt der medialen Aufmerksamkeit.
Spätestens der Sieg gegen Italien im Halbfinale des Turniers versetzte die Fans hierzulande in einen Freudentaumel. Schließlich galt der 2:0-Erfolg gegen Italien als Sensation. Dieses Spiel wollten sich auch prominente Persönlichkeiten aus der internationalen Fußballwelt nicht entgehen lassen. FIFA-Präsident Gianni Infantino war ebenso live mit dabei, wie die Trainerlegende Arsène Wenger.
Österreich überzeugte im Spiel mit seiner Siegermentalität und lieferte damit den Beweis, dass die zahlreichen Fußball-Akademien im Land hervorragende Arbeit beim Nachwuchs leisten.
Stolz auf die Leistung
Im Finale gegen Portugal konnte Österreich gegen den hochfavorisierten Gegner lange Zeit mithalten. Einmal verhinderte lediglich die Stange den Ausgleich. Doch trotz der Traurigkeit über die verpasste Chance überwog nach dem Spiel der Stolz über die fantastische Leistung. Der Blick zurück zeigt, dass die U17 Unglaubliches geleistet hat. Für die Spieler war die Reise nach Katar die Reise ihres noch jungen Spielerlebens.
Die Mannschaft hatte bis zum Finale lediglich ein einziges Gegentor kassiert. Das Torverhältnis von 17:1 demonstrierte die Überlegenheit der Stars von morgen. Was bleibt, sind zahlreiche magische Momente am Platz, getragen von einem extremen Teamspirit, der aus elf Spielern eine verschworene Einheit geformt hat.
Jetzt kommt es für die Spieler darauf an, den Übergang in den Profifußball zu schaffen. Einige Stützen der Mannschaft sind schon jetzt in der 2. österreichischen Bundesliga aktiv, doch die kommenden Jahre werden zur entscheidenden Herausforderung. Entsprechend mahnte der ÖFFT-Aufsichtsratsvorsitzende Josef Pröll bereits an, jetzt nicht nachzulassen. Das Tempo im internationalen Fußball sei hoch, Österreich müsse dranbleiben.
Das halbe Land saß vor dem Fernseher
Die heimischen Fans zeigten sich jedenfalls vom Auftritt der U17 in Katar begeistert. Die TV-Sender Servus TV und ORF konnten sich über enorme Quoten freuen. Das Spiel gegen Portugal verfolgten 1,1 Millionen Zuschauer, das entsprach einem Marktanteil von 50%. Damit befanden sich die Nachwuchsspieler bereits auf Augenhöhe mit den Stars der A-Mannschaft. Deren entscheidendes Spiel gegen Bosnien-Herzegowina erreichte im ORF einen Marktanteil von 51 %.
Mit dem WM-Finale und der erfolgreichen Qualifikation für die Fußball-Weltmeisterschaft in den USA, Mexiko und Kanada, kann der heimische Fußball innerhalb kürzester Zeit auf zwei Erfolgserlebnisse verweisen. Das sollte dem Sport jetzt jenen Auftrieb geben, der nötig wird, um auch bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2026 zu bestehen.
Der Countdown für Amerika läuft
Die Buchmacher sehen die heimischen Stars jedenfalls bestenfalls im Mittelfeld platziert. Bei den Sportwetten liegt Österreich derzeit in der Favoritenliste nur auf Platz 27. Das ist etwas schlechter als jener Platz 24, den Österreichs Team derzeit in der Weltrangliste einnimmt. Für die Glücksspielbranche wird dieses Turnier im nächsten Jahr jedenfalls ebenso wichtig wie für den heimischen Sport.
Die Plattform Casino.org listet schon jetzt zahlreiche Betreiber auf, die mit den unterschiedlichsten Angeboten um neue Kunden werben. Diese Entwicklung wird vor dem Start des Turniers ihren Höhepunkt erreichen, schließlich unterstützen zahllose Anhänger ihr Team auch mit Wetten, um die Spannung vor den Spielen weiter zu steigern.
2 Gastgeber gegen 2 Favoriten
In rund sechs Monaten gehen im Aztekenstadion, in Mexiko-Stadt, die ersten beiden Spiele über die Bühne. Wenn Frankreich auf Co-Gastgeber Mexiko und die USA auf Belgien treffen, weiß die Fußballwelt bereits, wie stark zwei der Gastgeber einzuschätzen sind. Für die Mitfavoriten Frankreich und Belgien werden die Spiele zum ersten Härtetest werden.
Für die sechs Monate bis zum Auftakt gilt es für Österreichs Fußball, sich gut vorzubereiten. Die Stars müssen daher versuchen, möglichst viel Spielpraxis bei ihren Vereinen zu sammeln, ohne sich zu verletzen. Die Sportmedizin im Land hingegen ist gefordert, die Spieler so gut wie möglich auf die enorme Belastung einer Fußball-Weltmeisterschaft vorzubereiten und mögliche Verletzungen zu kurieren.
Letzte Chance für Alaba und Co.
Die Voraussetzungen für ein erfolgreich absolviertes Turnier sind jedenfalls grundsätzlich gegeben. Österreichs „goldene Generation“ rund um David Alaba und Marco Arnautovic hat ihr sportliches Lebensziel einer WM-Qualifikation erreicht und möchte sich in den USA in die Geschichtsbücher des heimischen Fußballs eintragen.
Die monatelangen Querelen zwischen Teamchef und Mannschaft einerseits und dem Fußballverband andererseits, sind mit der Wahl von Josef Pröll als neuem starken Mann beendet. Jetzt können sich alle Verantwortlichen auf die Vorbereitung dieser großen Chance konzentrieren. Nach 28 Jahren Pause hungert Fußball-Österreich nach einem ähnlich spektakulären Auftritt in den USA wie zuletzt bei der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland.
Mit Ralf Rangnick hat die Mannschaft jedenfalls den bestmöglichen „Kapitän“ an Bord. Der Deutsche will neuerlich unter Beweis stellen, dass er zu den besten Trainern im deutschen Sprachraum zählt, und seine Mannschaft zu neuen Erfolgen führen.


