Casinos in Österreich und Deutschland

Von den Alpen bis zur Waterkant wird mit Vergnügen gezockt. Glücksspiel und Casinos haben im deutschsprachigen Raum eine lange, illustre Tradition, und an der Attraktion hat sich bis heute nichts geändert. In Österreich gehören die zwölf landbasierten Häuser der Casino Austria AG zu den populärsten Einrichtungen für abendliche Unterhaltung. Rund 135 Millionen Euro erzielten die österreichischen Casinos brutto im Jahr 2021, wobei der größte Teil der 710.000 Besucher, die im Vorjahr gezählt wurden, aus der Bundesrepublik kam.

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Abbildung: Das Casino Baden bei Wien

Doch auch österreichische Grenzgänger haben in Deutschland eine große Auswahl unter den staatlichen Casinos. Über das gesamte Land verteilt stehen Besuchern 65 staatliche landbasierte Spielbanken zur Verfügung. Darunter ist das mehr als 200 Jahre alte Casino Baden-Baden, das nicht nur eine der ältesten Einrichtungen ihrer Art in Europa ist, sondern auch zu den elegantesten gehört. Hollywoodstar und Casinofan Marlene Dietrich bezeichnete die im barocken Kurhaus untergebrachte Einrichtung gar als schönste Spielbank der Welt.

Obwohl Wien damit auf den ersten Blick nicht mithalten kann, ist die Donaumetropole aus gutem Grund stolz auf ihre eigene Casinogeschichte. Obwohl die moderne Ära der staatlich erlaubten Spielbanken erst 1934 beginnt, hat das Glücksspiel in Wien eine Historie, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht und vom kaiserlichen Hof maßgeblich geprägt wurde. Das Flair lässt sich noch heute im barocken Palais Esterhàzy an der Kärntner Straße erleben, in dem seit 1968 das Casino Wien beheimatet ist. In den liebevoll restaurierten Räumen des denkmalgeschützten Prachtbaus trafen sich einst die Größen der Gesellschaft aus Wirtschaft und Kultur genauso wie Adelige und Diplomaten. Der Komponist Joseph Haydn war in dem zum Schluss aus 14 Gebäuden bestehenden Palais-Komplex genauso zu Gast wie Großbritanniens Seeheld Admiral Horatio Nelson. Während des berühmten Wiener Kongresses, wurde hier getanzt, verhandelt – und gezockt. Die Leidenschaft des österreichischen Hofes für Kartenspiele, Lotterien und anderes Glücksspiel war vor allem auf Kaiserin Maria Theresia zurückzuführen. Die Gattin von Kaiser Franz I. zeichnete sich durch ihre energische Übernahme seiner Regierungsgeschäfte, ihre große Kinderschar und ihre Lebenslust aus, zu der auch eine Schwäche für das Glücksspiel gehörte. Zum Leidwesen so manches Mitglieds ihres Hofstaats besaß Maria Theresia einen schier unerschöpflichen Geldvorrat, so dass sie sich Verluste leicht leisten oder aber so lange am Spieltisch sitzen bleiben konnte, bis sich das Blatt wendete und sie ihren Gegnern auch den letzten Dukaten abgenommen hatte. Maria Theresia konnte sich aber auch großzügig zeigen. Das bewies sie eindrucksvoll nach der Einführung einer Lotterie am Hof. Zum damals sagenhaft hohen Preis von 12 Dukaten pro Stück hatte sie 4500 Lose ausgegeben, die vom Adel mehr oder weniger begeistert gekauft wurden. Als Preis für den Gewinner gab es ein Haus. Die Herrscherin selbst beschränkte sich auf ein halbes Dutzend Lose. Ob es tatsächlich mit rechten Dingen zuging, dass ihr Name schlussendlich von ihrem Dienstboten gezogen wurde, ist nicht bekannt. Fest steht allerdings, dass sie das Haus nicht behielt, sondern ihrem Großhofmeister schenkte. Doch sie war auch in anderer Hinsicht großzügig. Obwohl viele Glücksspiele offiziell verboten waren, wobei an Maria Theresias Hof derartige Details ignoriert wurden, führte sie für das schlichte Volk ebenfalls eine öffentliche Lotterie ein. Das “Lotto di Genova” lief zögerlich an, wurde aber schließlich so populär, dass allein die damit verbundenen Steuereinnahmen das Bestehen auch unter weniger dem Zocken zugetanen Regenten garantierten.

Glücksspiel in Deutschland

Auch im benachbarten Deutschland setzten Fürstentümer und Städte auf Lotterien verschiedenster Art, die den Wiederaufbau abgebrannter Städte, den Bau von Waisenhäusern und Hospitälern oder sogar von Schlössern mitfinanzierten. Das staatliche Lotto ist in beiden Ländern noch Jahrhunderte später weiterhin die beliebteste Form des Glücksspiels, aber auch klassische und moderne Casinospiele stehen hoch im Kurs. Das gilt auch für das Online-Spiel. In Österreich sind die virtuellen Spielbanken, die sich in der Hand einer Tochtergesellschaft der Casino Austria AG befinden, seit mehreren Jahren erlaubt. Damit hat sich das Alpenland deutlich früher als die Bundesrepublik Deutschland dem Trend zum digitalen Spiel geöffnet, so wie auch die Europäische Union bereits seit geraumer Zeit Online-Casinos erlaubt hat, sofern diese eine Lizenz aus einem Mitgliedsland der EU besitzen. Mit der Lizenz ist nämlich der juristische Sitz des Online-Casinos verbunden, was wiederum die staatliche Kontrolle ermöglicht und dafür sorgt, dass die beträchtlichen Steuern und Abgaben in den jeweiligen Säckel fließen. In der Bundesrepublik Deutschland sind erst seit dem Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags der Länder Online Casinos in Deutschland flächendeckend erlaubt, sofern sie eine hiesige Lizenz besitzen. Das lässt sich im Impressum nachprüfen, wobei darauf geachtet werden sollte, dass die Kontaktdaten vollständig sind und stimmen und die Allgemeinen Geschäftsbedingungen fehlerfrei und übersichtlich sind.

In beiden Ländern, wie überhaupt in der EU, steht dabei der Jugendschutz mit im Vordergrund. Online-Konten dürfen nur eröffnet werden, wenn der Inhaber volljährig ist. Dass Deutschland so lange gezögert hat, virtuelle Spielbanken zu legalisieren, hat Wien geraume Zeit zu einer Hochburg von Pokerassen gemacht. Der erste deutsche Pokerweltmeister Pius Heinz, der als 22 Jahre alter Student im Jahr 2011 in Las Vegas den Titel und umgerechnet 6,3 Millionen Euro Preisgeld gewonnen hatte, lebte in einer Wiener WG und pokerte in seiner Freizeit online, sobald er alt genug war, um ein Konto zu eröffnen. Er war damit bei weitem nicht der einzige Student in Wien, der in einer Wohngemeinschaft lebte und schließlich den Wechsel vom Amateur in den Profibereich machte.

Doch auch das reine Spiel zum Spaß kann lukrativ werden. Sowohl in Deutschland wie in Österreich sind Glücksspiel-Gewinne steuerfrei, egal ob sie beim Lotto, im großen oder kleinen Casinospiel oder bei Sportwetten erzielt wurden. Wer allerdings regelmäßig und mit Gewinnabsicht bei Turnieren zockt, sollte beim Finanzamt nachfragen, ob der Freizeitspielerstatus weiterhin gilt.

Einen Unterschied gibt es allerdings weiterhin zwischen Österreich und dem großen Nachbarn, wenn es ums Zocken online geht. In den österreichischen Internet-Spielbanken können die Kunden selbst entscheiden, ob und wie sie sich Limits setzen wollen. Das gilt für finanzielle Beschränkungen genauso wie für Zeitlimits beim Besuch der Webseiten. Wer wie Maria Theresia die ganze Nacht durchzocken möchte, kann das genau tun wie jemand, der von vornherein sagt, dass nach einer Stunde am Spieltisch Schluss ist. In den landbasierten Casinos Österreichs ist jeder Spieler selbst dafür verantwortlich, sich Limits zu setzen.

In den deutschen Online-Casinos hat der Gesetzgeber von vornherein Grenzen vorgegeben, um Suchtgefahr und finanziellem Ruin vorzubeugen. Jeder Spieler darf pro Monat maximal 1000 Euro einsetzen, die nach Belieben auf die verschiedenen Spiele aufgeteilt werden können. Für auffällig gewordene Zocker gibt es eine eigens eingerichtete bundesweit geltende Sperrdatei, die ihnen den Zugang zu den Online-Casinos verwehrt. Die freiwillige Aufnahme in die Datei ist ebenfalls möglich. Außerdem müssen die Webseiten über einen Panikbutton verfügen, der eine 24 Stunden lang geltende Sperre auslöst, sobald der Zocker auf den virtuellen Knopf drückt.

So gern von den Alpen bis zur Waterkant gezockt wird, so wenig ist der deutsche Gesetzgeber bereit zuzulassen, dass Zocker wie damals an Maria Theresias Hof anschließend mit leeren Taschen dastehen. Schließlich soll das Spielen dem Vergnügen dienen.